Author : Robert Labs
Verlag : Carlsen
Bände : 2 (noch offen)
Format : Din A 5 (Tradepaperback), ungespiegelt
Preis : 19,90 DM
Ein deutscher Künstler kommt mit seinen Entwürfen für einen Manga auf einer Messe zu einem großen Verlag, wird auch angenommen, und landet auf Anhieb einen Erfolg. Wäre das nicht eine wunderbar werbewirksame Story, die Nachwuchszeichner ermuntert ihr Glück in die Hand zu nehmen? Schauen wir was da dran ist.
So in der Art verlief die Geschichte um Robert Labs, der deutschen Hoffnung auf einen einheimischen Mangaka. Nachdem Jürgen Seebecks Versuch als gescheitert betrachtet werden muß, und vergleichbare Autoren und Zeichner sich vornehm im Hintergrund halten um nicht in die Mühlen der teils grausamen Fankritik zu geraten, mußte einer den ersten Schritt wagen. Beim Carlsen Verlag übernahm diese Rolle ein Newcomer namens Robert Labs. Nachdem er mit seinen Fanarts und ersten Comicgehversuchen Beachtung gefunden hatte, kam er letztendlich bei einem von Deutschlands großen Mangaverlagen unter. Inzwischen liegt sein erstes Werk vor, und man kann einen ersten Versuch wagen sein Schaffen und seine Fähigkeiten zu beurteilen. Jetzt könnte man leichthin sagen "Alles was nicht aus Japan kommt ist Mist" und würde damit unglaubliche Borniertheit und Intoleranz zeigen. Aber auch überschwengliches Lob, nur weil es eine Bilderbuchgeschichte zu sein scheint, ist fehl am Platz. Was ich hier versucehn will, ist eine kritische unvoreingenommene Betrachtung seine Werkes, aus jedem nur möglichen Blickwinkel. Was kann man schon falsch machen, jeder beginnt irgendwann einmal zu zeichnen und zu schreiben, und irgendwann muß man sich auch Kritik stellen. Solange sie begründet ist, sollte man sie nicht fürchten müssen.
Fangen wir also vorne an.
Bei der Story. Einst teilten sich zwei Rassen den Plaente um den es geht. Wie so oft wurde die mächtigere gefürchtet und durch einen kurzsichtigen König verbannt und letztendlich ausgelöscht. Jedoch hinterliessen diese Überwesen ein Vermächtnis. Eine Art Meteorit wird den Planeten vernichten und das bald. Die einzige Hoffnung ist mit den Wesen in einer Parallelwelt in Kontakt zu treten und die Gefahr dadurch abzuwenden. Dazu auserwählt werden die Dragicmaster. Ein Dragic ist ein Wesen welches in beiden Welten ohne Probleme existieren kann, ein Bindeglied sozusagen. Also machen sich Mae, die weibliche Hauptperson und Ted, der auf tragische Art und Weise in diesen Kampf hineingezogen wurde, auf um die Katastrophe zu verhindern. Soweit, sogut. Allerdings ist die Story sehr kompliziert angelegt. Beim erstmaligen Lesen erschließt sich einem fast garnichts, und einzelne Fragen bleiben auch nach einiger Zeit offen. Es ist schlicht und einfach zu viel, was dort versucht wird unterzubringen, nahezu jede Idee wurde irgendwann einmal geschaffen und gleich übernommen, das ganze Werk strotzt von unausgegorenen, aber durchaus ausbaufähigen Ansätzen. Es wäre sicherlich besser gewesen sich auf einige wenige Punkte zu konzentrieren, und nicht gleich den Versuch zu wagen eine neue Welt aus dem Nichts zu schaffen. Diesen Fehler begehen viele Autoren am Anfang, aber es zeugt von Phantasie.
Der Zeichenstil wäre der nächste Punkt den es abzuhacken gilt. Hierbei zeigt sich das er eigentlich versucht seinen eigenen Weg zu gehen, er orientiert sich zwar grob an manchen Vorbildern, aber sein Stil ist unverkennbar eigen, und weiß durchaus zu gefallen. Eckig und kantig, ein sehr sparsamer Strich, fast alles an Kontrast wird per Rasterfolie gemacht. Das ist nicht so ungewöhnlich, es verleiht dem ganzen eine gwisse Helligkeit. Hauptsächlich werden die meist klassisch angeordneten Panels von Nah- oder Ganzkörperaufnahmen seiner handelnden Personen bevölkert, Hintergründe, Details oder Zubehör sucht man meist vergebens, falls man überhaupt danach sucht. Denn eigentlich kann die Darstellungsart darauf verzichten, es fehlt nicht unbedingt. Aber auch bei den Zeichnungen fällt auf, das sich der Künstler wieder zwischen alle Stühle setzt. Er versucht alles was ihm anscheinend gefällt in seinem Werk unterzubringen, und überlädt es dadurch vollständig. Ständig blickt man auf nackte Haut, sei es die wogenden Brüste von Mae, oder (immerhin denkt er auch an die Mädchen, das ist neu) den auch ganz gut gebauten Körper von Ted. Inhaltlich hat es keinerlei Bedeutung. Natürlich darf ein Maskottchen nicht fehlen, also wird eins der Dragics, Zeff, dazu erklärt. Niedlich und putzig ist er ja, wirkt aber aufgesetzt. Als persönliche Note findet man immer wieder mal Scribbles vor, Erläuterungen, SD Szenen, Skizzen und ähnliches. All dies zusammengenommen begraben das Werk förmlich durch ihr Eigengewicht, es läßt sich keine richtige Linie durch all diese Anhängsel und Zusätze erkennen.
Fehlt nur noch die Aufmachung. Da gibt es eigentlich recht wenig auszusetzen, dieses Format kennt man von Carlsen schon, es hat sich bewährt und es passt sehr gut in eine Sammlung. Die üblichen Gimmicks wie Farbseiten, Miniposter und so sind alle vorhanden, der Preis geht auch in Ordnung. Nur der Druck. Also wer diese Idee hatte, den verstehe ich nicht. Blau als Grundfarbe für einen Druck zu verwenden wirkt wie durchgepaust. Wer sich noch an die Vervielfältigungstechnik von früher namens ORMIG (ein Matrizenverfahren was am Ende 40-50 blaßblaue Kopien, eine zerstörte Originalvorlage und hübsch gefärbte Hände ergab, zudem war es giftig) erinnern kann, wird sofort wissen was ich meine. Es sieht nicht besonders gut aus, mit Lichteinfall vor allem ist der Kontrast recht schlecht. Unter Kunstlicht wirkt es besser, da wird es fast zu einem schwarz, und deutlich besser zu lesen. Man soll ja nichts gegen Experimente an sich sagen, aber ein Neulingswerk damit zu starten ist schon ein wenig mutig.
Im großen und ganzen ist es für ein Erstlingswerk ganz in Ordnung. Über die Anfängerfehler kann man hinwegsehen, der Druck und die Motivation haben ihr übrigens getan, hätte er mehr Zeit für die Ausarbeitung gehabt, wäre das Ergebnis sicherlich stimmiger. Es wirkt einfach zu dichtgedrängt, zuwenig Platz für zuviel Ereignisse, Ideen und Wünsche. Es ist immer schwer der erste zu sein der sich der Öffentlichkeit stellt, unter diesem Gesichtspunkt hat er seine Sache eigentlich recht gut gemacht. Sascha Nils Marx und Kitsune/Eve Pain wissen jetzt jedenfalls was man leisten muß und wo Fehlerquellen liegen.
Eine Kaufempfehlung kann ich nicht so recht ausprechen. Jüngere werden Probleme haben der Handlung zu folgen, für ältere ist das ganze zu durcheinander, und für die Genrefans sind einfach zuviele Ansätze hier zusammengetragen. Schaut bei eurem Händler mal rein, den einen oder anderen mag es begeistern, mich selbst hat es noch nicht überzeugt.