Originalname : Buram
Author : Tsutomu Nihei
Verlag : Feest
Bände : 5 (bisher nicht abgeschlossen)
Format : Din A 6 (Tradepaperback), Gespiegelt
Preis : 11,95 DM

Klink, klonk. So klingt es wenn man durch eine Welt aus Stahl und Beton läuft. Klink, unendliche Wände ohne natürliches Licht, klonk, menschenleere Ödnis, klink, Suche nach jemandem, nach etwas, klonk, zufällige Begnungen ohne Erinnerung daran, klink, Konflikte ohne Ursprung, klonk, Gewalt ohne Ende.

Killy, die Hauptperson dieser Geschichte, wandet durch eine rieseige, menschenleere Welt aus Stahl und Beton. Wo und wann das ist wird nicht ersichtlich. Auch das Ziel offenbart sich nicht ohne weiteres. Er befindet sich auf der Suche nach Genen aus einer Zeit vor der Mutation, wofür, wer weiß das schon. In dieser öden, eintönigen Welt sind Menschen selten geworden, dafür gibt es unzählige Kreaturen die nur darauf aus sind zu töten und zu vernichten. Sowohl organische als auch cybernetische Veränderungen sind vollkommen natürlich geworden, und die einzelnen Gruppen in diesem Labyrinth von Gängen und Räumen sind sich zumeist fremd, und verfolgen alle unterschiedliche Ziele, die sich dem Betrachter allerdings nicht unbedingt offenbaren. Zudem sind sie zumeist in ihrer Entwicklung arg zurückgefallen, oder folgen sinnlosen, zweckentleerten Handlungen, die sie automatisch abarbeiten. Die Technik steht in krassem Wiedersatz dazu, hochentwickelt und mit den Menschen koppelbar, manchmal schon archaisch anmutend, auf jeden Fall nicht von ihren Nutzern geschaffen. Wir begleiten den Protagonisten auf seiner Reise durch diese düstere Welt, ohne wirklich etwas zu verstehen, sehen was er sieht, ohne zu begreifen. Manche der Wesen denen er begegnet scheinen ihn zu kennen, obwohl er sich weit von seinem ursprünglichen Startort entfernt befindet. Auch die Waffe, die er bei sich trägt, scheint ebensowenig zu ihm zu passen wie seine übermenschliche Stärke und Wiederstandsfähigkeit. Dadurch wird er jedoch den technoorganischen Gegnern, auf die er ständig trifft, zumindestens ebenbürtig.

Dieser Manga wird seit Ende 1997 / Anfang 1998 in der japanischen Zeitschrift Afternoon monthly veröffentlicht und läuft dort bis heute. Es ist ein sehr ungewöhnlicher Zeichenstil, der ungewöhnlich geometrisch ist, und die Aktionen recht stark in diesem Hintergrund verbirgt. Der Hintergrund nimmt einen Hauptteil der Wirkung für sich in Anspruch, das monotone, geradlinige, immerwiederkehrende Abbild von Wänden, Decken und Abgründen formt ein sehr enges Bild der Umgebung, abgeschlossen und irgendwie steril. Es wirkt ein wenig klaustrophisch, man fühlt sich eingesperrt, hat keine Vorstellung von der Welt ausserhalb. Dadurch wird die Anonymität der Schauplätze gewährleistet, sie sind austauschbar, und überall vorzustellen. Die Charakterdarstellung ist sehr gewöhnungsbedürftig, konstruiert und austauschbar scheinen die Figuren, sehr organisch inspieriert und mit Technik verbunden. Gesichtslos nahezu. Die wenigen Menschen heben sich davon ab, jedoch gibt es nur wenige. Das ganze wird dazu noch recht textlos erzählt, bildgewaltig und sich selbst wiederholend. Episode folgt auf Episode, austauschbar, ohne Anfang oder Ende. Obwohl es sehr häufig recht heftig zugeht, und Killy fast alle Problem durch zumeist tödliche Gewalt löst, steht dies nicht im Vordergrund, sondern bindet sich in die Erzählweise ein, ohne zu stören, verliert sich in der Unendlichkeit der ihn umgebenden Leere. Der etwas höhere Preis erklärt sich hier durch den größeren Umfang dieser Bände mit ca 250 Seiten (normal sind um die 200).

Ich war von dieser Serie sehr angenehm überrascht gewesen. Es wirkt so gar nicht wie ein klassisches Werk aus Japan. Das sehr an klassische Ostblock Science Fiction angelehnte Szenario wird recht kompetent und konsequent umgesetzt, ohne Zugeständnisse an den vorherrschenden Lesestil. Es wird weniger als Manga denn als Endzeitstory in Bildform wahrgenommen, die sehr graphisch erzählte Geschichte verzichtet anfangs größtenteils auf Worte zugunsten der Wirkung, welche die Bilder erzielen. Der Leser wird vollständig im Dunkeln gelassen über Beweggründe, Handlungen und wie es überhaupt zur jetzigen Situation kam. Es ist sehr schwierig eine konkrete Empfehlung für dieses Werk auszusprechen. Wenige werden mit der Art und der Handlung etwas anfangen können, am ehesten vielleicht noch Fans von Cyberpunk oder Dark Future. Das ist eigentlich schade, denn in diesem Werk sehe ich einen sehr interessanten Ansatz ein Werk mal etwas anders zu schreiben. Wenn es euch möglich ist, setzt euch in euren Comichop und lest es etwas gründlicher an, anders erschließt sich euch der Inhalt nicht sofort, so daß ihr zumindestens eine Vorstellung davon habt, was euch erwartet.