Die AniMagic ist eine der ältesten Veranstaltungen, die sich rein mit dem Thema Anime und Manga beschäftigt. Sicher hat sie dadurch einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt, und durch die Beteiligung von ACOG und der dazu gehörenden Hauszeitschrift Animania ist sie auch entsprechend in der Öffentlichkeit vertreten.
Aber was ist sie nun eigentlich? Eine Fanveranstaltung um ein Thema herum? Das war sie ganz am Anfang mal, vor dem großem Boom. Oder eine Messe für Neuerscheinungen und Verlagspräsentationen? Nein, dazu fehlt die Präsenz der großen Verlage und Firmen inzwischen. Also eine kommerzielle Convention, die vor allem die Kauflust und das Interesse der Fans wecken möchte? Ah, da kommen wir der Sache doch schon näher.
Begonnen hat sie eigentlich ganz normal, als eine Fanveranstaltung mit einem finanzkräftigen Sponsor im Rücken, einer akzeptablen Lokation und einer überschaubaren Anzahl von Besuchern. Heutzutage hat sich weder Lokation noch Veranstalter wirklich geändert, auch wenn die Massen schon lange nicht mehr in das Koblenzer Quartier hineinpassen. Die Auslagerungen haben ein wenig Abhilfe geschaffen, sind aber bisher inkonsequent geblieben. Wenigstens die ausländischen Gäste werden sie zu würdigen wissen, denen möchte man die schlecht klimatisierten Räume nämlich nicht unbedingt zumuten. Nach außen hin ist also alles gleich geblieben, trotz der erhöhten Nachfrage der Fans.
Was wird geboten? Oh, durchaus einiges. Eine zentrale Verkaufsplattform, die leider wie so oft vor allem durch überhöhte Preise für minderwertige Drittlandimporte auffallen. Auch wenn sich in den letzten Jahren die offensichtlichen Bootlegs im Rückzug befinden, findet der fachkundige Käufer immer noch in der Mehrzahl hochwertige Taiwan und Hong Kong Versionen der begehrten japanischen Ware. Doch den durchschnittlichen jugendlichen Käufer wird das nicht abschrecken, es besteht für ihn kaum die Möglichkeit, die winzigen Unterschiede auszumachen, und selbst Fachbesucher täuschen sich mittlerweile mehr als ihnen lieb ist.
Die Filmvorführungen sind eine zweischneidige Sache. Im Kino läßt es sich gut und ruhig schauen, die Atmosphäre stimmt, die Qualität ebenso. Leider muß man ein wenig laufen, aber das stört eigentlich nicht. Im Rahmenprogramm hingegen sieht es sehr durchwachsen aus. Qualitätsmängel sind zwar eher selten, aber dafür ist ein Programm meist nutzlos, Verschiebungen und Fehler sind an der Tagesordnung. Fehlende Subtitel, Synchro statt Sub, falsche Sprachen und nichtfunktionierende Technik trifft man mit schöner Regelmäßigkeit an. Dafür gibt es kaum rechtlich fragwürdige Vorführungen. Und auch der Adult Bereich wird (wenn auch sehr unerfahren) angesprochen.
Die Firmenpräsenz wird von Jahr zu Jahr weniger, es lohnt sich also nicht unbedingt, nach Neuheiten Ausschau zu halten, wenn sie nicht rein zufällig in die Zeit fallen. Was vertreten ist, präsentiert sich meist durch reine Werbeaktionen und Verkaufsangebote, neben dem einen oder anderen bekannten Autor/Zeichner.
Kulturell findet man immer wieder die eine oder andere gute Ausstellung, aber diese sind oft vergleichsweise wenig besucht, und leider auch inhaltlich nicht unbedingt gut angelegt. Wobei man darüber sicher immer diskutieren kann, jedoch sollte eine Ausstellung mehr als nur Präsentation sein.
Bleibt noch das Cosplay zu erwähnen, was man auf dieser Con wirklich in Hülle und Fülle, und meist auch in sehr guter Qualität findet. Die Cosplay Wettbewerbe sind zwar regelmäßig (berechtigter) Kritik ausgesetzt, was hauptsächlich an der Art der Durchführung liegt, aber im Prinzip ist es sehr sehenswert, und es bringt immer wieder etwas Besonderes hervor.
Zusammenfassend sieht man auf der positiven Seite vor allem die wirklich hohen Besucherzahlen und die dadurch entstehende Möglichkeit der Interaktion mit den Fans. Dazu das recht breite Angebot an verschiedenen Serien, in die man mal reinschnuppern kann, und das immer wieder sehenswerte Cosplay.
Auf der anderen Seite hingegen steht die unmögliche Lokation für eine Veranstaltung der Größe, das sehr eingeschränkte Händlerangebot sowohl was Auswahl als auch Preis betrifft und die schlechte Kommunikation der Veranstalter mit anderen Teilnehmern.
Einen Kritikpunkt muß man leider noch extra erwähnen. Die Helfer.
Bis auf den MegaMangaCon Berlin gab es wohl kaum solch unfreundliche und leider auch inkompetente Helfer wie auf der AniMagic. Negative Ausnahmen in der Helferanwerbung gibt es immer, daß ist natürlich wahr, aber hier ist es schon Normalität. Sei es nun beim Einlaß, Auskunftsfragen, Probleme mit Terminen oder Organisationsfragen, man wird dumm angemacht, stehengelassen, an andere, ebenfalls ahnungslose verwiesen oder ganz einfach für blöd erklärt. Wobei es sich vom Beginn der Veranstaltung (wo es noch viel Idealismus und Freundlichkeit gab), bis heutzutage (wo man wirklich das Gefühl hat, es wurde keine Auswahl getroffen, sondern einfach die hiesige Straßengang verpflichtet) verschlechtert hat, es gab jedenfalls mal eine Zeit, wo ich einen Helfer nie als inkompetent bezeichnet hätte.
Mit der jetzigen Ausrichtung ist die AniMagic nicht wert, besucht zu werden. Es wird nichts geboten, was man nicht auch einfacher haben kann. Hohe Preise, unfreundliche Helfer, schlechte Lokation und fehlende Präsenz echter Eyecatcher überwiegen. Sucht euch eine lokale Con, möglichst von Fans für Fans organisiert. Das bringt euch letztendlich mehr. Denn das Leutetreffen und das Cosplay ist zur Zeit das einzige, wofür man nach Koblenz fährt.